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Moog, Robert


Bob Moog
*23. Mai 1934 in New York City; † 21. August 2005 in Asheville, North Carolina

Minimoog
Moog-Modularsynthesizer
Heinrich Deisl
Robert Moog

Für die elektronische Musik gibt es zwei Zeitrechnungen: Die Zeit vor Moog und die Zeit ab Moog. Auch wenn er sich selbst nie wirklich damit anfreunden konnte, gilt Robert Moog sicherlich als einer der wichtigsten Erfinder zauberhafter Klangmaschinen. Sein vielleicht bedeutendstes Verdienst ist darin begründet, dass er Synthesizer für den Massenmarkt kompatibel machte: Durch seine Geräte wurde seit den mittleren 1960er Jahren Musik elektronisch. Mochten andere Erfinder ausgefeiltere Produkte entwickelt haben: Moog war derjenige, der erkannt hatte, welcher Grundfeatures es bedurfte, elektronische Musik von den Studios und Institutslaboren auf die Live-Bühne zu holen und den Strom zum Tanzen zu bringen. Einige seiner Kisten lieferten den paradigmatischen Sound für bestimmte Genres elektronischer Tanzmusik seit den frühen ’80ern. In seinem wegweisenden Buch »Vintage Synthesizers« (1993) von Mark Vail kommt höchstens ARP in die Reichweite von Moog hinsichtlich der häufigsten Referenzeinträge.

Robert Moog scheint ein eloquenter Mensch gewesen zu sein, der es verstand, Qualität mit Quantität kurzzuschließen. Er wurde am 23. Mai 1934 in New York geboren, studierte dort Physik und machte seinen Ph.D. in Elektrotechnik an der Columbia University. Bereits mit 15 Jahren setzte er seine beiden Leidenschaften Technik und Musik in die Tat um und konstruierte ein Theremin. In den späten ’50ern arbeitete er mit Max Brand zusammen, mit dem er einen der ersten kompakten Synthesizer-Prototypen entwickelte. 1964 wurde der erste Moog-Synthesizer am Kongress der Audio Engineering Society in New York vorgestellt. Gut ein Jahrzehnt später waren die Synthesizer ausgereift, wurden über ein Keyboard bedient und hatten bis zu drei spannungsgesteuerte Oszillatoren (VCO), Tieffrequenzoszillatoren (LFO) bzw. ADSR-Hüllkurvengeneratoren. Geräte wie der »Minimoog« und das Modular-System setzten über Jahre den Standard für analoge Synthesizer. Moogs kamen u.a. zum Einsatz bei: Emerson, Lake& Palmer, J.M. Jarre, Beatles, Sun Ra, Pink Floyd, Tangerine Dream, Frank Zappa oder Chick Corea. Über den Umweg der deutschen Band Kraftwerk und dem italienischen Komponisten Giorgio Moroder (»I Feel Love«) kamen die speziellen Moog-Sounds wieder nach Amerika zurück und sorgten für die Disco- und Electro-Revolution, später kamen die Moogs bei Sonic Youth, Nine Inch Nails, Beck und unzähligen House-, HipHop- und Techno-Projekten wieder zu Ehren. Heutzutage sind die »fetten« Klänge fixer Bestandteil jeder Soundsoftware, »Klassiker« wie der »Minimoog«, von dessen »Model D« in den ’70ern gut 12.000 Stück verkauft worden waren, werden nach wie vor produziert.

Nachdem er seine Stammfirma aus Desinteresse verlassen und 1978 in Asheville (North Carolina) die Big Briar Productions gegründet hatte, spezialisierte sich Moog auf Effekt- und Kontrollgeräte (»Moogerfoogers«), Verstärker und Bedienelemente für elektronische Musikinstrumente. Bis Anfang der ’80er hatten die Moog-Systeme erhebliche Konkurrenz auf dem boomenden Synthesizermarkt bekommen, Geräte wie etwa der »Memorymoog« konnten bei aller Ambition den Untergang der vom Instrumentenbauer Norlin übernommenen Firma Moog nicht verhindern. Nach 2002 benannte sich Moogs eigentliches Unternehmen Big Briar wieder in Moog Music um. Zusätzlich hatte sich Moog Anfang der ’90er wieder seiner Anfänge besonnen und konzentrierte sich auf das Theremin. Das Moog-Theremin gilt als Status quo der aktuellen Geräte. Es darf wohl als biografische Highlights gewertet werden, als er Ende der ’80er das Theremin von Clara Rockmore adaptieren sollte und als er 1989 schließlich Lew Termen persönlich kennen lernte. Bereits 1970 war Moog mit dem »Grammy Trustees Award« ausgezeichnet worden, 1991 folgte der »Seamus Lifetime Achievement Award«, 2001 der inoffizielle »Nobelpreis für Musik«, der »Polar Music Prize« und schließlich 2002 der »Individual Technical Grammy«.

Robert Moog starb am 21. August 2005. Moog verkörperte eine der Schnittstellen zwischen Erfindern und Musikern; Dies war sicher auch seinem amerikanisch geprägten Pragmatismus zuzuschreiben, da Moog trotz aller Wissenschaftlichkeit immer schon auf die praktische Anwendbarkeit seiner Systeme abgezielt hatte. 2006 wurde eine Stiftung zur Förderungen junger Talente ins Leben gerufen, die sich, ebenso wie das Moog Memorial Museum in Asheville, immensen Zuspruchs erfreut.

 
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