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Lieben, Robert


Robert von Lieben
Heinrich Deisl
Robert Lieben: Lieben-Röhre

Eine der wichtigsten Erfindungen zur frühen Radio- und Telefontechnik, die Lieben-Röhre, wurde von einem Österreicher geleistet: Robert (wahlweise mit einem »von« vor dem Namen) Lieben, am 9. September 1878 in Wien geboren und am 20. Februar 1913 dort auch gestorben, stammte aus begütertem Elternhaus, sein Vater war Präsident der Wiener Börsenkammer. Dadurch war er Zeit seines kurzen Lebens nicht auf regulären Broterwerb angewiesen, sondern konnte sich vollständig auf seine physikalischen Forschungen konzentrieren. Er besuchte die Realschule in der Wiener Heßgasse, ohne einen Abschluss zu machen. Kurz darauf arbeitete er als Volontär bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg. Er inskribierte sich an der Wiener Universität für Physik, bevor er um 1899 an das Institut für physikalische Chemie nach Göttingen wechselte und bei dem Entwickler des Neo-Bechstein-Flügels Walther Nernst studierte, dort aber nach einem Jahr Aufenthalt ebenfalls nicht abschloss. Schließlich kam er nach Wien zurück und kaufte 1904 eine Telefonfabrik im tschechischen Olmütz, die er schon bald wieder verkaufte.

Alle vier patentierten Erfindungen Liebens drehten sich um die Verstärkerröhre, bei der »mittels Stromschwankungen kleiner Energie solche von größerer Energie« erzeugt wurde, »wobei Frequenz und Kurvenform der ausgelösten Stromschwankungen denen der auslösenden entsprechen.« (aus dem Text zu Liebens erstem Patent, dem Kathodenstrahlrelais von 1906). Dadurch konnte der Strom zwischen Anode und Kathode gesteuert werden. Praktisch zur selben Zeit hatte der US-amerikanische Erfinder Lee de Forrest (1873-1961) ein sehr ähnliches Patent zur Verstärkung von Übertragungssignalen angemeldet. Während sich jedoch de Forrest mit drahtloser Telegrafie beschäftigte, strebte Lieben die Signalverstärkerwirkung für Telefonanlagen an. Jahrelange Rechtsstreitigkeiten waren die Folge. Bis 1910 hatte Lieben zusammen mit seinen beiden ehemaligen Studienkollegen und nunmehrigen Mitarbeitern Eugen Reisz und Siegmund Strauß drei weitere Patente eingereicht. Mögliche Anwendungsgebiete sahen Lautverstärker, Draht- und Kabeltelegrafie, Telefonie und Bildübertragung vor. Da er selbst mit seinen diesbezüglichen Entwicklungen nicht weitergekommen war, griff Lieben für sein viertes Patent auf die von de Forrest erfundene Triode zurück und implementierte eine gitterartige Hilfselektrode. Diese Verbesserung gab schließlich den Ausschlag dafür, dass sich die deutsche Telefunken/ AEG nicht für de Forrests sondern für Liebens Röhre entschied. 1912 wurde das aus Siemens und Halske, AEG, Telefunken und einigen anderen Firmen bestehende Lieben-Consortium gegründet, das sich der Vermarktung der Lieben-Patente annahm. Allerdings war es in Deutschland erst um 1914 möglich, das dafür notwendige Hochvakuum zu kontrollieren. – Es wird angenommen, dass ein Drüsenabszess, von dem sich der eher schmächtige Robert Lieben wohl nie ganz erholte, schuld war an seinem frühen Tod. 1928 wurde die Liebenstraße in Wien-Meidling nach ihm benannt.

 
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