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Vogel, Peter / Ryrie, Kim


Kim Ryrie und Peter Vogel
Heinrich Deisl

Reisen in neue Klangdimensionen. Das zwischen 1979 und 1985 von der australischen Firma Fairlight gebaute »Computer Musical Instrument« – CMI war der erste Keyboard-basierte Digital-Sampler. Das CMI war exorbitant teuer, hatte aber ein chices Design mit solider Verarbeitung, sprach wegen seines speziellen, kratzigen 8Bit-Klangcharakters eine Vielzahl von Musikern an und definierte den technisch-musikalischen Status Quo der ’80er Jahre. Die ersten, die sich ein CMI zulegten, waren Stevie Wonder und Peter Gabriel. Der amerikanische Filmkomponist Jan Hammer verwendete es genauso wie Jean-Michel Jarre, Herbie Hancock oder Mike Oldfield und Legionen von Electro-Bands wie Art of Noise, Tears for Fears, Vince Clark, Afrika Bambaataa, Duran Duran, OMD, Pet Shop Boys, Yello oder Frankie Goes To Hollywood. Bei Rockbands wie Queen, ZZ Top, John Paul Jones (Led Zeppelin) und Popgrößen à la Prince und Madonna war das CMI ebenfalls im Einsatz. Die erste Platte übrigens, die vollständig auf dem CMI eingespielt wurde, war »Erdenklang – Computerakustische Klangsinfonie« von 1982 der beiden oberösterreichischen Ex-Eela Craig Bandmitglieder Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader.

Eine ansehnliche Liste also. Kim Ryrie war Herausgeber des Elektronikmagazins »Electronics Today« und konsultierte 1974 seinen alten Schulfreund, den Elektronikingenieur Peter Vogel, um einen analogen Synthesizer mit vier Oszillatoren zu bauen. Zusammen mit dem Ingenieur Tony Furse wurde in Sydney 1975 die Fairlight Company gegründet. Ihnen kamen die Gründertage des elektronischen Zeitalters zu Hilfe und mittels Mikroprozessoren entwickelten sie einen digital kontrollierten Synthesizer. Um dieses Vorhaben zu realisieren, baute man Business-Computer für den Computerhersteller Remington, der sich für den Fairlight-Prototypen wegen seiner beiden verwendeten Computersprachen interessierte. Das ab 1979 gebaute CMI hatte eine Speicherkapazität von 128KB, kostete an die 35-60.000 Euro, hatte einen Bildschirm und einen dazugehörigen Lichtstift, mit dem auf die Oberfläche schreiben konnte, eine anschlagsdynamische Tastatur und einen Prozessor; Das alles verpackt in weißes Design, womit auch für den nötigen Glamour gesorgt war. Die bahnbrechende Neuerung des CMI bestand darin, dass man nun Naturklänge aufnehmen und verarbeiten konnte, die Software war über 19 Menüseiten, seit 1983 auch MIDI-gesteuert. Sampling und Looping waren natürlich ideale Arbeitsmethoden für elektronische Musik. Neben dem Vorgängermodell »Qasar« wurden bis 1985 vier CMI-Generationen produziert.

Indes sah sich das CMI schon bald in Konkurrenz mit dem »Emulator 1« (E-MU Systems) und dem »Synclavier« (New England Digital). Absatzschwierigkeiten in den USA kamen hinzu. Schließlich: Fairlight hatte sich nur auf ein Produkt, eben das CMI, fixiert und es wahrscheinlich verabsäumt, andere Systeme zu entwickeln. Womit sich die Unflexibilität seitens Hersteller und Vertreiber unter dem Eindruck sinkender Umsatzzahlen als zusätzliches Problem herausstellte. Nach dem Konkurs von Fairlight wurde 1989 Fairlight ESP gegründet, das letzte CMI 1991 ausgeliefert.