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AKA 2000



Peter Mechtler
Der ideale Musikcomputer – Eine utopische Annäherung

Das AKA 2000 wurde zwischen 1975 und 1987 am Institut für Elektroakustik (ELAK) der Hochschule für Musik und darstellenden Kunst in Wien entworfen und gebaut. Nicht zuletzt durch eine permanente finanzielle Unterdotierung gezwungen, versuchte man ab 1975, den Weg einer Eigenentwicklung zu gehen. Was zunächst als analoges Stereomischpult (allerdings schon in VCA-Technik1) geplant war, entwickelte sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Projekt einer universellen Produktionsplattform für elektronische Musik, unter Einbeziehung der jeweils neuesten Technologien. In der Gerätebezeichnung findet sich die Buchstabenfolge AKA als Abkürzung für „Akademie“, die schon im 1963 von Ing. Gottwald gebauten Akaphon zu finden ist.

Im Gegensatz zur gängigen Praxis der Geräteentwicklung bzw. des Maschinenbaus, bei der die Funktionalität am Beginn der Projektierung definiert werden kann, tauchten im Laufe der Entwicklung des AKA 2000 immer mehr Fragen über Art und Weise seiner Funktionen auf. Der zentrale Punkt dabei war: Lässt sich ein universeller Musikcomputer überhaupt bauen, wenn die Ausgangspositionen (unterschiedliche künstlerische Ansätze) teilweise vage sind und sich einer vollständigen Formalisierbarkeit entziehen? Reichen die Möglichkeiten der Programmierbarkeit überhaupt aus, um ein so weites Feld unterschiedlicher Anwendungen abdecken zu können? Zu dieser Zeit (die CD kam erst 1983 auf den Markt) befand sich die digitale Audiotechnik noch im Anfangsstadium, ihre technischen Standards waren noch nicht normiert – viele Experimentalstudios entwickelten ihre eigenen System. Damit entstanden oft unterschiedliche Maschinenkonzepte. Damals war dieser Bereich noch nicht von kommerziellen Produkten dominiert. Man war gezwungen, selbst Entwicklungsarbeit zu leisten, konnte dabei aber auch versuchen, seine eigenen Ideen zu verwirklichen.

Auf Basis dieser Überlegungen entstand eine Planung für ein Array-Computersystem für Klangerzeugung und -bearbeitung. In den einzelnen Entwicklungsphasen wurde dabei versucht, immer die neuesten Technologien mit einzubeziehen, wie Glasfasertechnik, Aufbau eines ECL-Signalprozessors, Farbgraphikdisplay etc. Neueste Technologie als Kunstform und nicht nur als Mittel zum Zweck zu sehen, gleichsam eine technische „Concept-Art“, bestimmten die Überlegungen in dieser Zeit. Diese sehr hoch gesteckten Ziele konnten aber Anfang der 1980er Jahre mangels finanzieller und personeller Ressourcen nicht mehr weiterverfolgt werden. Ein pragmatischerer Weg musste eingeschlagen werden, um ein handhabbares, benutzerorientiertes Gerät zu produzieren.

realized configuration of AKA 2000Die Abbildung zeigt die realisierte Gerätekonfiguration aus dieser Zeit. Als Zentralrechner wurde ein kommerzielles Computerboard (Heurikon HK-68000, 16 bit) verwendet. Die Wandlergruppen und das ADSP-Board (Analog Devices ADSP 1110) waren allerdings Eigenentwicklungen. Mit dem Programm SEDIT (von Gerhard Eckel), das u. a. auch Samplerfunktionalitäten beinhaltete (z. B. Abspielen vom Playlisten aus dem bescheidenen Audioram: 1 MB), konnte man in den Bereich der Granularsynthese vordringen. Die letzte Ausbaustufe des AKA 2000, Mitte der 1980er Jahre, umfasste die Entwicklung eines Frame-Grabbers für Videosignale. Damit konnte man einzelne Frames (SW) als Datenset für eine additive Synthese von Audiosignalen verwenden (ähnlich dem UPIC-System von Iannis Xenakis); Bernd Wender schrieb dazu die entsprechende Software.

Trotz großer finanzieller Zuschüsse der Hochschule mussten letztlich 1987 die Arbeiten eingestellt werden – das AKA 2000 blieb ein Torso. Erhalten geblieben sind einige Stücke, die darauf produziert wurden, und eine umfangreiche Dokumentation.

Fußnoten:


1 VCA (Voltage Controlled Amplifier). Verwendet wurden in der Versuchsphase analoge Multiplizierer der Firma Analog Devices.

 
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