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Duddell, William


William Duddell
*1872 London, † 4. 11. 1917 London

Singing Arc
Heinrich Deisl
William Duddell:

Der »singende Lichtbogen«, eine vom britischen Physiker und Ingenieur William Du Bois Duddell um 1900 konzipierte Erfindung, war eines der ersten elektronischen Keyboards, dessen Klänge aus Licht erzeugt wurden. Also eines der frühesten Beispiele audiovisueller Synästhesie. Duddel war am Londoner Central Technical College angestellt und experimentierte dort eingehend mit (elektro-)physikalischen Apparaturen. 1872 geboren und bereits 1917 im Alter von 45 Jahren gestorben, galt William Duddell schon in jungen Jahren als wissenschaftliche Ausnahmeerscheinung. Auf sein Konto gehen der mit beweglichen Drahtspulen bestückte Oszillograph, das Thermo-Ammeter und das Thermo-Galvanometer. Indes wurde er mit dem »singenden Lichtbogen« richtig bekannt.

Seit der Zeit von Alessandro Volta im 18. Jahrhundert wusste man, dass sich zwischen zwei geladenen Kohlestiften ein elektrischer Lichtbogen bildet, das daraus resultierende Licht wurde u.a. zur Straßenbeleuchtung verwendet. Die Strahlkraft des Lichtbogens war so stark, dass damit noch in den beiden Weltkriegen Suchscheinwerfer zur Fliegerabwehr betrieben wurden. Aber erst Duddell erkannte – wenn auch mit Abstrichen – dessen »musikalische« Potential. Ihn störte das typische Brummen des Lichtbogens und am 13. Dezember 1900 präsentierte er vor der Londoner Institution of Electrical Engineers seinen Singing Arc. Der Lichtbogen produzierte ungedämpfte, kontinuierliche Schwingungen innerhalb der menschlichen Hörschwelle und diese Schwingungen waren ohne Lautsprecher direkt hörbar. Duddells geniale Idee bestand darin, die Schwingungen durch spezielle Schaltungen so zu transformieren, dass sich daraus steuerbare Töne und Klangfarben ergaben. Unter Zuhilfenahme des von ihm vorher erfundenen Oszillographen passte er die Schaltungen an die berechneten Tonhöhen an. Über ein Manual war der Bogen dann spielbar. So waren die Londoner Wissenschafter nicht wenig begeistert, als Duddell auf seinem Lichtbogen die britische Nationalhymne zum Besten gab. Während dieser Vorstellung spielten Bogenlampen, die am selben Stromkreis hingen, auch in anderen Häusern die Töne von Duddells Maschine. Er erkannte indes nicht das Potenzial, Musik über ein bereits bestehendes Licht-Verteilernetzwerk zu spielen. In späteren Jahren versuchte er sich auch darin, mit dem Singing Arc elektromagnetische Wellen zu erzeugen, scheiterte aber daran. Ab 1906 war dann die radiophone Übertragung von Gesang und Musik möglich. Wegen seiner Leistungen wurde William Duddell 1913 in die Royal Society aufgenommen.

 
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