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Grammophon



Christian Wittmann
"His Master’s Voice"

Emil BerlinerDas Grammophon wurde 1887 von Emile Berliner, einem Deutsch-Amerikaner, erfunden. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Grammophon und dem Phonographen von Thomas Alva Edison besteht darin, dass Phonograpenwalzen eine Tiefenschrift enthalten, wohingegen bei Grammophonplatten das Prinzip der Seitenschrift zur Anwendung kommt. Auch das Aufnahmeverfahren gestaltete sich von Anfang an einfacher als beim Phonographen. Es wurden wachsbeschichtete, säureresistente Zinkplatten verwendet, die man nach der Aufnahme verätzte. Durch Galvanisieren konnte ein Negativ des Originals aus Kupfer angefertigt werden, mit dem danach relativ einfach eine große Anzahl an Platten hergestellt werden konnte. Ein Nachteil dieses Verfahrens war, dass bei der Wiedergabe teils störende Nebengeräusche entstanden, was die Verbreitung des Grammophons zunächst erschwerte. Später wurden für Aufnahmen Wachsplatten verwendet, was eine wesentliche Verbesserung der Wiedergabequalität darstellte. Dadurch steigerte sich die Beliebtheit der Platten – einer Popularisierung des Grammophons stand nichts mehr Wege. Edison brachte 1912 ebenfalls Plattengeräte auf den Markt, bei denen jedoch die Technologie der Walzen mit Tiefenschrift übernommen worden war. Diese Geräte konnten sich allerdings gegenüber dem Grammophon nicht durchsetzen.

Das Grammphon kam zunächst als Kinderspielzeug auf den Markt, die Firma Kämmer & Reinhardt stellte dieses unter Lizenz her. Der Antrieb der Platte erfolgte durch ein Handrad, möglich war auch ein Antrieb durch Elektromotor. Später erst setzte sich der gebräuchliche Federmotor durch, der von den damals verbreiteten Platten-Spieluhren (der Firmen Polyphon, Symphonion, Kalliope) übernommen wurde.

The first speaking machine of BerlinerSeit etwa 1900 etablierte sich das Grammophon zunehmend und verdrängte nach und nach den walzenbetriebenen Phonographen. Die Bauform der frühen Grammophone war charakterisiert durch einen meist hölzernen Schwenkstab, auf dem Trichter und Schalldose befestigt waren. Die Form des Schalltrichters ähnelte der eines Trompetentrichters, auch einfache kegelförmige Trichter waren üblich. Später erst setzte sich der blütenförmige Trichter durch, der aus einzelnen Blechstreifen gefertigt wurde. Besonders edel waren Schalltrichter aus Holz, deren Schallübertragung weitaus natürlicher war als bei jenen aus Blech.

Grammophon HMV („His Master’s Voice“), Modell 104Trichterlose Grammophone, die einen rechteckigen Trichter aus Holz oder Blech im Unterkasten unter dem Abspielmechanismus enthalten, waren ab etwa 1910 erhältlich. Sie wurden entweder als Stand- oder kleineres Tischgerät ausgeführt und entsprachen den ästhetischen Ansprüchen von Leuten, die keinen großen Schalltrichter haben wollten. Weitere Bauformen waren Geräte mit Münzeinwurf (für Gaststätten), von denen heutzutage nur mehr wenige Exemplare erhalten sind. Große Verbreitung fanden Koffergrammophone, welche noch bis in die Zeit der elektrischen Plattenspieler weiterentwickelt wurden. Diese Geräte sind relativ kompakt gebaut und besitzen einen eingebauten Trichter, wobei selbst der aufgeklappte Deckel noch eine schallverstärkende Wirkung hat.

Nipper listens to the GrammophoneDas wohl bekannteste Markenzeichen der Musikindustrie – His Master’s Voice: ein Bild des Künstlers Francis Barraud – stellte ursprünglich einen Edison-Phonographen dar, dem der Hund „Nipper“ lauschte. Der Phonograph wurde später mit einem Grammophon übermalt und His Master’s Voice das Markenzeichen der Grammophone Company. Die erhaltenen Platten sind wichtige Zeitdokumente, die die Musikvorlieben der damaligen Zeit widerspiegeln. Es gibt jedoch nicht nur Aufnahmen berühmter Orchester und Solointerpreten, sondern auch Platten mit Geräuschen wie Vogelstimmen (von spezialisierten Künstlern erzeugt), Dampfloks oder einfach nur heiterem Gelächter. Auch „Sprechplatten“ mit Erzählungen, Gedichten und Witzen fanden Anklang; es gab sogar ganze Sprachkurse zu kaufen.